Das Jahr 2008 PDF Drucken E-Mail

Es ist viel passiert im Jahr 2008, aber diesmal beschränken wir uns auf ein Thema:

Auf die Umstrukturierung unseres Berufsbildungsprogramms und auf die Übernahme des Lehrlings- und Studentenheimes „Luis Espinal", die in diesem Zusammenhang stattgefunden hat.

Wir haben bisher für die Jugendlichen, die das nötige Alter und den nötigen Schulabschluss erreicht haben, Zimmer gemietet, damit sie mittels eines Stipendiensystems unabhängig leben lernen. Mittlerweile haben etwa 25 Jugendliche dadurch eine Berufsausbildung abschließen können, vor allem technische und handwerkliche, aber auch künstlerische und akademische Berufe. Im Moment befinden sich in diesem Programm vier Jugendliche:

Omar Quispe absolviert eine Elektroniklehre, Sergio Váldez ein Musikstudium, Rolando Tinta studiert Tiermedizin und Omar Callisaya Theaterwissenschaften an der einzigen Theaterhochschule in Santa Cruz, die es im Land gibt.

Letztes Jahr haben zwei andere langjährige Mitglieder von Tres Soles ihre Berufsausbildung abgeschlossen:

Braulio Salas als Tischler und Joaquín Verastegui als Sportlehrer.

Außerdem gibt es mehrere, die sich auf einen Abiturabschluss vorbereiten.

Trotz der recht positiven Ergebnisse sind wir mit diesem Berufsbildungsprogramm schon seit längerer Zeit nicht ganz zufrieden. Wir haben beobachtet, dass die meisten jungen Erwachsenen nach wenigen Wochen depressiv werden, wenn sie plötzlich allein wohnen. Vielfach verlieren sie ihren Lebensrhythmus und die Arbeitsdisziplin; und wenn dann noch unglückliche Liebschaften und Alkohol dazukommen, kann es schon passieren, dass der eine oder andere seine Berufsausbildung abbricht. Deshalb haben wir vor einigen Jahren begonnen, uns nach anderen Möglichkeiten umzusehen, damit wir den Jugendlichen stabilere Strukturen anbieten können.

In dieser Zeit hat der Jesuitenpfarrer Antonio Sagristá Kontakt mit uns aufgenommen. Er hatte 1997 in Cochabamba das Studenten- und Lehrlingsheim "Luis Espinal" gegründet, um sozial benachteiligten Jugendlichen mittels Stipendien eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Luis Espinal war ebenfalls Jesuitenpfarrer. Er hat sich ein Leben lang für die Menschenrechte in Bolivien eingesetzt und wurde deswegen 1980 von der Militärdiktatur ermordet.

Pater Antonio ist mittlerweile 84. Wegen des fortgeschrittenen Alters und gesundheitlicher Probleme wurde die Suche nach einer Organisation nötig, die die Fortsetzung der Arbeit übernehmen könnte. Der Jesuitenorden hat in Bolivien in den letzten Jahren einen großen Mitgliederschwund erlitten - so wie viele Priester - und Nonnenorden auf der ganzen Welt -, und es gibt niemanden in seinen Reihen, der die Aufgabe übernehmen könnte. Wäre keine Lösung gefunden worden, hätte das Studenten- und Lehrlingsheim geschlossen werden müssen - was bedeutet hätte, dass fünfundzwanzig junge, sozial benachteiligte und zum Teil körperlich behinderte Frauen und Männer auf der Straße gestanden hätten, denn es gibt in Bolivien keine oder nur sehr wenige staatliche Stipendien, die zudem mit hohen Leistungsanforderungen verbunden sind.

 

(Stefan Gurtner, Leiter des Projekts)

 


 


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