Das Jahr 2019 PDF Drucken E-Mail

 

Der Höhepunkt war zweifelsohne das 30–jährige Bestehen von Tres Soles, das wir am 1. Februar mit einem Dankgottesdienst in unserem Hof feiern durften. Den Abschluss bildeten ein leckeres Festessen und viele Spiele. 

Einer weiterer Höhepunkt waren die beiden Aufführungen unserer Theatergruppe “Ojo Morado” vor zahlreichen Zuschauern auf dem Sportplatz der Wohngemeinschaft Tres Soles. Es war der Abschluss des Theaterprojekts “Sturm in den Bergen/Tempestad la cordillera” - frei nach der gleichnamigen Erzählung des bolivianischen Autors Walter Guevara Arze. Insgesamt waren 30 Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt, alle Kinder und Jugendlichen von Tres Soles, einige Betreuerinnen und Betreuer, mehrere Mitglieder des Studenten–und Lehrlingsheims Luis Espinal, ehemalige Bewohner von Tres Soles und zwei deutsche Freiwillige. Die Projektarbeit erstreckte sich über einen Zeitraum von anderthalb Jahren und Teil davon war ein einwöchiger Theaterworkshop mit Freddy Chipana. Er ist nicht nur ehemaliges Mitglied von Tres Soles, sondern auch Gründungsmitglied unserer Theatergruppe „Ojo Morado“ und schon seit langem professioneller Schauspieler. Durch die Teilnahme unserer Kinder und Jugendlichen an der Pferdetherapie auf einer Pferdefarm war sogar die Mitwirkung eines Pferdes im Stück möglich. Die zweite Aufführung, die an einem Sonntag stattfand, wurde vom lokalen Fernsehsender TV Familia aufgezeichnet und am darauf-folgenden Tag in einer 20-minütigen Zusammenfassung ausgestrahlt. 

Zwar nicht so spannend wie Theater, aber eine ebenso wichtige Aktivität mit vielen erzieherischen und psychologischen Inhalten sind die kleinen, handwerklichen Werkstätten von Tres Soles (Schreinerei, Bäckerei, Karten- und Nähwerkstatt), die ebenfalls seit der Projektgründung und neben der Erziehung durch Kunst zum Grundkonzept unserer Arbeit gehören. Einige Produkte aus unseren Werkstätten sind zu echten „Klassikern“ geworden und erfreuen sich bei unseren Unterstützern nach wie vor großer Beliebtheit, wie etwa die Schlüsselanhänger in Form von „Indioköpfen“ oder die handgemalten Karten und Umschläge. Letztere sind eine schöne Alternative zu den digitalen Karten, die man heutzutage via Internet versendet. Dieses Jahr hatten wir übrigens einen „Großauftrag“ des Reiseunternehmens Aventoura, nämlich eine Bestellung von 1000 handgenähten Kofferanhängern. Das war eine recht grosse Herausforderung, die Guisela und ihr Team, bestehend aus Jugendlichen und ehemaligen Bewohnern des Projekts, mit Bravour gemeistert haben. Der Anteil, den der Verkauf von Artesanías, vor allem in Deutschland, zum Budget von Tres Soles inzwischen beiträgt, ist nicht zu unterschätzen.

Ich will auch einmal etwas über Aktionen anderer Art erzählen, zum Beispiel darüber, dass die Freiwilligen vom SDFV (Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung) des Bistums Mainz durch ihren Einsatz ein Jahr lang unser Projekt unterstützen und nicht nur das! So organisierten unsere Freiwilligen, Raphaela und Theresa, eine sogenannte 72-Stunden-Aktion über das Thema „Müllentsorgung“, die leider in Bolivien im Argen liegt. Ein Mädchen von Tres Soles hat auf unserem Blog wie folgt über diese „Müllaktion“ berichtet: „Die Freiwilligen sind in die Schule gekommen und haben uns über den Müll aufgeklärt. Darüber, dass in jeden Mülleimer ein ganz bestimmter Müll gehört. In den blauen gehört Plastik, in den grünen Biomüll und in den gelben Papier. Danach haben wir auf dem Sportplatz, um die Schule herum und in der Schule Müll gesammelt. Mich hat überrascht, wie viel Müll zusammen kam. Mir hat es Spaß gemacht, den Müll zu sammeln, weil wir die Natur gesäubert haben. Der Sportplatz und die Schule waren sauberer und sahen schöner aus“.

Auf bürokratischer Ebene gibt es leider wenig Erfreuliches zu berichten. Auf Grund der gegenwärtigen politischen Situation, sieht die Zukunft von Tres Soles nicht sehr rosig aus und wir werden in absehbarer Zeit zu einer Entscheidung kommen müssen, was die Weiterführung des Projekts betrifft. Ein neues Gesetz, das Kindern nicht erlaubt, länger als zwei Jahre in einem Heim zu verbringen, stellt unser ganzes Konzept, das auf langfristige Erziehung und Therapie aufbaut, in Frage. Nur um ein Beispiel zu nennen: die Kinder und Jugendlichen sind nicht mehr lange genug im Projekt, um in den handwerklichen und künstlerischen Werkstätten angelernt zu werden.

Stefan Gurtner 

 
 


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